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Handeln wie Sankt Martin
Am 11.11. beginnt nicht nur die Karnevalszeit, nein, es ist auch der Gedenktag für den heiligen Martin.
Fast aller Heiligen wird an deren Todestag gedacht. Sankt Martin macht da eine Ausnahme, denn Martin starb bereits am 8. November 397. Den Grund für die Verschiebung um drei Tage sehen moderne Volkskundler darin, dass der 11. November bereits im 4. Jahrhundert ein Bauernfeiertag war. Sozusagen ein zweites Erntedankfest, an dem die geernteten Früchte bereits verarbeitet, der neue Wein erstmals verkostet und das Personal gewechselt wurde. Nun begannen die Bauernfeiertage, an denen Knechte und Mägde Eltern und Verwandten besuchen konnten, die Feldarbeit eingestellt war und auf dem Hof nur noch die Tiere zu versorgen und Reparaturen auszuführen waren.
Mit den Jahren überlagerte der Festcharakter als Heiligengedenktag den bäuerlich geprägten Feiertag, und man übernahm das bäuerliche Brauchtum in den kirchlichen Festtag. Selbst sprachlich schlug sich dieser Umstand nieder: martiner oder faire la Saint Martin bezeichnet in Frankreich „gut essen und trinken.“ Aus der Pachtgans, die am Martinstag zur Begleichung der „kleinen Pacht“ für ein Stück Acker oder eine Wiese fällig war, wurde deshalb die „Martinsgans.“ Der Tag des heiligen Martin galt verschiedenen Ortes auch als Steuertag. So wurde Martin auch zum Steuerheiligen. Es hieß: „Auf Martini ist Zinszeit.“ Dieses Sprichwort verband sich mit dem Heiligen sinngemäß zur Redensart: „Sankt Martin ist ein harter Mann, für den, der nicht bezahlen kann.“
Warum lohnt es sich nun aber heute hier an Martin zu erinnern? Mit ihm verbinden wir bis in die Gegenwart bestimmte Werte: Geduld, Nächstenliebe, Bescheidenheit, Gerechtigkeit und Friedfertigkeit. Eigenschaften, die uns Gottes Nähe spüren lassen. Wenn wir aufeinander achtgeben und uns für andere einsetzen, ihnen also etwas Gutes tun, dann handeln wir wie Sankt Martin. Ja, dann teilen wir wie Sankt Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler geteilt hat. Er hat ihm damit Aufmerksamkeit, menschliche Wärme und auch Hoffnung geschenkt.
Genießen Sie die Ruhe, das Licht und die Geschichten rund um St. Martin. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen in dieser besonderen Zeit!
Ein Beitrag von Lutz Bratfisch
Seelsorger in der Immanuel Klinik Märkische Schweiz